Christian Stoib, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Traunreut, begrüßte die Gäste und hieß Maria Noichl in der Europastadt Traunreut willkommen. Ihre politische Laufbahn begann in ihrer Heimatstadt Rosenheim, wo sie Stadträtin war und sich für Frauenrechte einsetzte. Über den bayerischen Landtag führte ihr Weg ins Europaparlament, wo sie seit 2014 für die BayernSPD den Fachausschüssen für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung (AGRI) sowie für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter (FEMM) angehört.
Ohne großen „Bahnhof“, Defiliermarsch und Buffet fand ihr Auftritt statt, dafür mit einer emotionalen und begeisternden Ansprache. Jeder der Anwesenden verstand, wofür sie brennt. Maria Noichl sieht die Demokratie in Gefahr. Die Menschen sorgen sich um ihren Wohlstand und ihre Sicherheit, während rechte Kräfte immer lauter schreien und die Unzufriedenheit in der Bevölkerung verstärken. Politische Gegner stellen die Ampelregierung als Sündenbock hin, vergessen aber anscheinend, dass für die Probleme in Deutschland bereits in vergangenen Legislaturperioden der Grundstein gelegt worden ist.
„Europa ist nach wie vor ein Sehnsuchtsort auf der Welt“ so Noichl. Sie sieht trotz des gut strukturierten Gebildes aus 27 Ländern aber auch Baustellen und Probleme. “Es zeichnet uns als SPD aus, dass wir trotz der Baustellen immer auch das Gute, das Geschenk sehen“. Der Zusammenhalt der EU-Länder sei gut, „bis auf das Thema Flucht, da haben wir noch keine Lösung“ sagt sie.
„Wir stehen umweltpolitisch mit dem Rücken an der Wand. Das Geld sowie Grund und Boden liegen immer mehr in Händen von Holdings und weniger Menschen. In Europa wird seit Jahrzehnten den Großen gegeben und Kleinen genommen Noch nie war die SPD so wichtig“ ruft sie unter großem Applaus in den Saal.
Demokratie sei der Nährboden für Menschenrechte. Demokratie funktioniere aber auch durch die Kontrolle der Opposition. Die CSU/CDU missverstehe jedoch ihren Job, sie meinen, sie müssten alles niedermachen, was nicht von ihnen kommt, kritisiert die Europapolitikerin. Die Konsequenzen, wenn die EVP mit den Rechten geht, nur um Wählerstimmen abzugreifen, machen ihr Angst.
Ihr Appell an die Europäer: „Die Europawahl ist ein Kampf für Demokratie und gegen Rechts, ein Ja zu Humanismus“ ähnelt der Aussage ihrer CSU-Konkurrentin, mehr Gemeinsamkeiten gibt es aber nicht.
Zum Schluss stellte sich Noichl noch den Fragen aus dem Publikum und konnte aus dem Stehgreif umfassend antworten.
Christian Stoib bedankte sich bei Maria Noichl für ihre mitreißende Ansprache, bei den Gästen für ihr Kommen und wünschte allen einen guten Nachhauseweg.
Bereits am Nachmittag besuchte Maria Noichl auf Einladung der SPD Traunreut das Geothermiekraftwerk Traunreut und ließ sich die Energieerzeugung erklären. Andreas Utz, der Leiter der Anlage, gab umfassende Informationen und konnte ihre Fragen souverän beantworten. Der Bogen spannte sich von den organisatorischen Hürden und Risiken einer Bohrung zu Beginn des Projektes bis über die technische Ausstattung bei der Stromerzeugung und Verteilung der Wärme ins Netz bis zur Wirtschaftlichkeit des Betriebes. Und immer wieder betonte sie dabei die umweltfreundliche und nachhaltige Energiegewinnung mit Hilfe der Geothermie. Kein radioaktiver Müll, keine Verbrenner, quasi kein CO2 Ausstoß. - aber zu wenig Beachtung.