SPD Traunreut besichtigt die Eremitenklause der Steiner Burg

SPD Traunreut/Toni Litzinger

27. Juni 2024

Auch dieses Jahr fand wieder die traditionelle Wanderung „links bergauf“ der SPD Traunreut mit der Bundestagsabgeordneten und parlamentarischen Staatssekretärin Dr. Bärbel Kofler statt. Diesmal stand die Wanderung unter dem Motto „Sommer für Demokratie“, den ein breites überparteiliches Bündnis ausgerufen hat. Anlässlich des 75. Geburtstags unseres Grundgesetzes setzte die diesjährige Wanderung ein Zeichen für gelebten demokratischen Austausch, den die SPD-Ortsvereine seit vielen Jahren gemeinsam mit Kofler pflegen.

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v.l.n.r.: 2.v.l. Heinz Deutsch (SPD Altenmarkt), 4.v.l. Reimund Wudke (Freunde der Burg Stein), 5.v.l. Andrea Baumann, 6.v.l. Christina Seibel (beide SPD Traunreut), 7.v.l. Dr. Bärbel Kofler, 9.v.l. Toni Zeitlmayr (SPD Trostberg), 11.v.l. Gerti Winkels, 12.v.l. Toni Litzinger jun. (beide SPD Traunreut)

Diesen Anlass nutzen, wie bereits bei der Wanderung zum Alzknie bei Nock im Jahr 2022, Kritiker der Altenmarkter Ortsumfahrung, um ihre ablehnende Haltung der Pläne deutlich zu machen. Kofler erläuterte im Gespräch mit Vertretern des UVA, dass sie die Argumente gegen den nun anstehenden zweiten Bauabschnitt kenne und natürlich auch mit Blick auf die Umwelt nachvollziehen könne. Sie bat aber um Verständnis, dass für sie die Entlastung der Menschen in Altenmarkt vom Durchgangsverkehr sehr wichtig ist. In Abwägung der Argumente sei sie nach wie vor überzeugt, dass erst mit der vollständigen Fertigstellung der Ortsumfahrung eine echte Entlastung kommen werde. „Eine prognostizierte Entlastung von bis zu 85 % beim Schwerverkehr wird massiv spürbar sein. Wenn von 100 Lastwagen nur noch 15 durch den Ort fahren, wird sich die Lebensqualität in Altenmarkt und Stein deutlich verbessern", so Kofler.

Auch innerhalb der SPD Traunreut stößt das Bauvorhaben mehrheitlich auf Ablehnung. Stets erinnert der Vorstand an einen Beschluss des Traunreuter Stadtrats, der die Planungen ablehnt, solange keine Lösung für den Knotenpunkt an der Kreuzung in St. Georgen mit der Bahn gefunden wird.

Mittlerweile hat auch der Trostberger Stadtrat die geplante Trassenführung abgelehnt.

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Ohne die Kritiker begann die Wanderung mit der Besichtigung des Innenhofs des Steiner Schlosses, der sich rund 20 Interessierte anschlossen. Die wissbegierige Gruppe bestand aus Bürgerinnen und Bürgern, als auch Genossinnen und Genossen der SPD Ortsvereine Altenmarkt, Trostberg und Traunreut. Hier erklärte Reimund Wudke vom Verein „Freunde der Burg Stein e.V.“ den Teilnehmern in kurzweiliger Art und Weise die bekannten, geschichtliche Anfänge des Unterschlosses mit dem heutigen Internat, der im Fels verborgenen Höhlenburg und dem Hochschloss an der fast 50 m steil abfallenden Nagelfluhwand.

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Die Ursprünge des Hochschlosses sind nicht vollständig geklärt. Im 12. Jhdt. war Stein ein Rittersitz. Namentlich bekannt sind Bernhard, Walchun und Rapoto von Stein. Wie aus Urkunden hervorgeht, hatten die Herren von Stein weitgestreuten Besitz, der bis nach Niederbayern reichte. Über Rapoto von Stein ist bekannt, dass er, als 1192 eine Fehde zwischen den Babenbergern und den Ortenburgern ausbrach, sich einmischte und das Kloster Baumburg angriff und niederbrannte. Danach gelangte Stein in den Besitz der Familie Toerring. Nachdem Rapoto von Stein 1198 vom Kreuzzug Heinrichs VI. zurückgekehrt war, tauchte sein Name urkundlich nur noch im Gefolge der österreichischen Herzöge auf, und er nannte sich nach seinem mütterlichen Erbteil „von Falkenberg.“ Mit der Burg verbunden ist die Legende des Raubritter Hainz von Stein dem Wilden, der Anfang des 13. Jhdt. in der Burg gelebt haben soll und zum ersten Mal von Lorenz Huebner 1783 beschrieben wurde. Die Legende bezieht sich auf den in einer Ahnentafel der Törringer aufgeführten Henricus von Törring, der um den Zeitraum 1200–1243 die Burg Stein besaß und sich in der Gegend von Trostberg als Tyrann aufgespielt hatte.

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Anschließend stieg die Gruppe hinauf zu der aus Holz errichtete Eremitenklause. Deren Entstehungszeit ist nicht bekannt, dürfte aber im 17. Jhdt. liegen. Dort lebte immer nur ein Eremit abgeschieden, um sich dem Gebet zu widmen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mit Spenden, Almosen und der Unterrichtung der Kinder aus dem Umland. Bekannt ist das Leben des letzten Klausners Hugo Alois Zink. Nach einem dramatischen Schicksalsschlag im Ersten Weltkrieg bewohnte er in den 1930er Jahren die einsame Klause in Stein. Auch er widmete sich dem Gebet und verdiente sich sein Entgelt mit Krippenführungen oder Almosen.

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Vor der Einkehr nutzte die Gruppe noch die Gelegenheit, zum Hochschloss hinaufzuwandern. Bei der Besichtigung der Außenanlage teilte Wudke mit, dass dort mittels C-14 Methode die erste Siedlung um 1.000 n. Chr. nachgewiesen werden konnte. Ob ein Zusammenhang mit dem Hügelgräberfeld in der Nähe der Nepomuk Kapelle besteht, ist ungewiss.

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Die Gruppe dankte den ehrenamtlich Aktiven des Vereins der „Freunde der Burg Stein e.V“ für deren beeindruckendes Engagement zum Erhalt der Burganlagen und für die tolle Führung. Abschließend genossen die Teilnehmer im Biergarten des Steiner Bräustüberl ein Mittagessen und ließen die gewonnenen Eindrücke gemütlich ausklingen.

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Auch dabei wurde mit Kofler über die aktuelle Politik diskutiert – von der Umsetzung der Wärmewende im Gebäudebereich, der Wohnungspolitik über Energiefragen hin zum Haushalt und einer möglichen Reform der Schuldenbremse für mehr Spielraum für Investitionen streckten sich Themen.

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