Umweltschutz – soziale Frage?

Grafik: Adobe Stock

16. Mai 2021

Der Frage, ob Umweltschutz vom Geldbeutel abhängt, widmeten sich die Genossen des SPD Ortsvereins Traunreut beim digitalen Stammtisch am 11. Mai 2021.

Das erste Stichwort lautete „fast fashion“, ein Trend der sich bereits seit längerer Zeit etabliert hat. Darunter versteht man preisgünstige Kleidung, die sich schnell vom Design zum Einzelhandel bewegt, um Trends zu begegnen und ständig neue Konfektionen einführen zu können. Erschwingliche Preise ködern die Verbraucher und bringen mehr Gewinn für die Unternehmen. Auf der anderen Seite ist schnelle Mode auch mit Umweltverschmutzung, Verschwendung, der Verbreitung von „Einweg“, Mentalität, niedrigen Löhnen und unsicheren Arbeitsplätzen verbunden.

Umweltschutz soziale Frage
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Die Kleidungsstücke werden oftmals kaum getragen und wandern dann in Sammelboxen, weil man annimmt, dass diese Kleider ja noch irgendwo verwendet werden können. Ein Teil landet tatsächlich auf in- und ausländischen Märkten und wird zum Spottpreis angeboten oder wird privat über Second-Hand-Portale verhökert. Das wiederum macht vor allem die lokale Produktion und damit die Wirtschaft der Länder kaputt, denen man eigentlich mit den „Kleiderspenden“ helfen wollte.

Länder und ihre Volkswirtschaften tragen die Folgen, wenn Arbeitnehmer aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen unterbezahlt sind oder krank werden. Was die Umweltsanierung betrifft, kann der große CO2-Fußabdruck ebenfalls immense Kosten verursachen. Was nicht weiter verkauft werden kann, schafft ein weiteres Umweltproblem: Tonnen von Kleidung verstopfen Deponien und Müllhalden. Da sie größtenteils aus synthetischen Materialien besteht, kann Fast-Fashion-Kleidung nicht recycelt werden und landet so auch als Brennstoff in Osteuropa, da Holz zum Heizen in diesen Ländern zu teuer ist. So werden Kunstfasern in einfachen Öfen verbrannt und die Umwelt mit den damit entstandenen Giften zusätzlich belastet.

Auch der Lebensmittelsektor wirft Probleme auf. Viele Produkte werden aus Osteuropa importiert und versprechen häufig Bio-Herstellung. Für Verbraucher fällt aber der Vergleich schwer, da nahezu jede Firma eigene Standards hat. Eine Erfolgsgeschichte auf diesem Gebiet ist die Kennzeichnung mit dem „Tierwohl-Label“. Verbraucher können sich jedoch vorrangig für regionale Lebensmittel entscheiden. Kurze Wege bedeuten einen positiven CO2-Fußabdruck: anstatt auf Europas Straßen im LKW hunderte von Kilometern transportiert zu werden, kann beispielsweise Gemüse an der Pflanze reifen und erreicht so die Märkte oder Supermärkte in kürzester Zeit. Auch Fleisch kann zu fairen Preisen und fairen Bedingungen hergestellt werden, auch in Bezug auf das Tierwohl.

Die Politik fördert erneuerbare Energien - für viele Verbraucher ist auf dem Gebiet bisher zu wenig passiert! Andererseits wollen die Bürger keine Stromleitung durch die schöne Landschaft und ihren Blick aus dem Fenster nicht etwa durch ein Windrad getrübt haben. Hier verhindert diese Sichtweise ein echtes Fortschreiten bei der Energiegewinnung und beim Transport. Influencer veröffentlichen regelmäßig Beiträge in sozialen Medien mit ihren Ansichten zu Umweltschutz und radikale Umweltschützer greifen einen Teil der Bevölkerung an, die angeblich den Umweltschutz nicht ernst nehmen. Das Thema „Umweltschutz“ ist längst schon in der Mitte der Gesellschaft angekommen und nimmt auch einen großen Stellenwert in den Familien ein.

Wer sich Öko oder Bio leisten kann fühlt sich oftmals überlegen! Einerseits wird herausgestellt, dass man mit seinem Einkauf einen Beitrag zum Erhalt unseres Planeten leistet, aber das Auto muss groß und chic sein und die Ansprüche für Flugreisen und Nobelurlaube steigen auch ständig. Der Umweltschutz wird als ein exklusiver Club gesehen der den „Mitgliedern“ einen höheren Status bietet. Das zur-Schau-Stellen der „moralischen Überlegenheit“, oder besser „Überheblichkeit“ erstickt eine echte Debatte mit den Bürgern die nicht zu diesem Club gehören. Umweltschutz wird durch dieses Verhalten aber auch zur echten Sozialen Frage.

Bio (grün) zu leben ist keine Prestige-Sache. Das finanzielle (moralische) Übergewicht ist irrtümlich im Bewusstsein der Gesellschaft verfestigt. Umweltschutz leben kann jedoch jeder, wenn er seine Konsumgewohnheiten einmal überdenkt, das tägliche Leben eher regional als global gestaltet, mehr auf Qualität als auf Quantität setzt, jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten. Nur gemeinsam können wir dem Klimawandel entgegenwirken! Alle sind eingeladen ihren Beitrag zu leisten.

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